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    Tradition trifft auf Innovation: (Digitale) Kunst kommt auf die Blockchain

    NFTs haben die Kunstwelt auf den Kopf gestellt. Doch sind die aktuellen Mondpreise für verpixelte Katzenbilder und digitale Kunst nur Zeichen einer gigantischen Blase oder stehen wir erst am Anfang einer technologischen Revolution in der traditionsträchtigen Kunstszene?

    Alex von inside NFTs

    Alexander Hötz

    06.05.2021

    “Miami” From Everydays by Mike Winkelmann
    Kunst trifft auf Innovation: “Miami” aus "Everydays" von Digitalkünstler Mike Winkelmann, lizensiert unter CC BY 4.0
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      Versierte Kunstkritiker und Sammler haben in den letzten Wochen und Monaten nicht schlecht gestaunt, als so ziemlich alle akzeptierten Normen traditioneller Kunst über Bord geworfen wurden. Erst Anfang März wurde ein neuer Rekord im Bereich der Digitalen Kunst gebrochen: Das Werk “Everydays, the First 5000 Days” – eine Sammlung aus 5000 einzelnen karikaturistischen Bildern des Digitalkünstlers Mike “Beeple” Winkelmann – ging beim Auktionshaus Christie’s für astronomische 42.329,453 Ether (ca. $69,3 Millionen) über die Ladentheke – und wurde somit zum dritthöchsten Verkaufspreis, der jemals einem lebenden Künstler gezahlt wurde. Grund genug für uns, diesen Bereich des aufstrebenden NFT-Sektors genauer zu beleuchten und euch zu zeigen, was eigentlich dahinter steckt.

      Zwei Welten Treffen aufeinander: Kunst im Zeitalter der Digitalisierung

      Künstler, deren Werke noch nie in einer Galerie, geschweige denn in einem Museum ausgestellt worden sind, verdienen plötzlich Hunderttausende von Dollar durch den Verkauf ihrer Kunst – und erhalten dank der Möglichkeiten der Blockchain-Technologie sogar einen Anteil beim Wiederverkauf.as gab es so noch nie!

      Die traditionellen Hierarchien des Kunstmarktes, nach denen sowohl monetäre als auch ästhetische Werte von Kunsthistorikern, Kuratoren und Museen bestimmt wurden, werden von einer neuen Generation wohlhabender Akteure mit anderem Geschmack und „frischem“ Geld angegriffen. Ihre “Wallets” (das sind stark vereinfacht gesagt digitale Geldbörsen) sind unter anderem dank steigender Kurse von Kryptowährungen mehr als gut gefüllt. Die traditionelle Kunstwelt mag an einigen ihrer Entscheidungen zweifeln – das kümmert diese neue Generation aber herzlich wenig. So reihen sich zahlreiche neue Akteure neben den klassischen Kunstsammlern in der NFT-Kunstszene ein und befeuern die Nachfrage.

      NFTs, kurz für “Non-Fungible Tokens”, stellen einzigartige digitale Objekte dar, die auf einer Blockchain gespeichert werden und verwandeln zum Beispiel weit verbreitete GIFs oder JPGs in wertvolle Sammlerstücke. Grundsätzlich kann damit aber alles digitalisiert und mit einem Non-Fungible Token versehen werden. Diese können dann als einmalige Stücke, limitierte Editionen oder in offenen Editionen verkauft werden.

      (Digitale) Kunst kommt auf die Blockchain – und vereint Tradition mit Innovation

      NFTs werden am besten als Computerdateien in Kombination mit Eigentums- und Echtheitsnachweisen wie eine Urkunde verstanden. Genau wie andere Kryptowährungen wie zum Beispiel Bitcoin existieren sie auf einer Blockchain – einem manipulationssicheren digitalen öffentlichen Buch, dem sogenannten “Ledger”. 

      Ähnlich wie unsere handelsüblichen Währungen Euro und Dollar sind Kryptowährungen ebenso „fungibel“. Das bedeutet, dass ein Bitcoin immer den gleichen Wert hat wie jeder andere beziehungsweise zwei Bitcoins eben exakt den doppelten Wert von einem widerspiegeln. Im Gegensatz dazu haben NFTs einzigartige Bewertungen, die vom Höchstbietenden festgelegt werden, genau wie ein Rembrandt oder ein Picasso aus der traditionellen Kunst. Aus diesem Grund sie als “Non-Fungible”, also nicht-austauschbar bezeichnet.
      Künstler, die ihre Werke als NFTs verkaufen möchten, müssen sich bei einem Marktplatz anmelden und dann digitale Token „neu prägen“ (sog. “Minting”), indem sie ihre Informationen des Werkes (Wer ist der Künstler, Beschreibung, Erstellungsdatum) in eine Blockchain hochladen und validieren (normalerweise die Ethereum-Blockchain). Das Kunstwerk selbst, also die Digitale Datei wird separat auf einer Datenbank gespeichert. Das neu geprägte Token auf der Blockchain verifiziert dann die Herkunft, Echtheit und Eigentumsrechte des Kunstwerks.

      Dies kostet normalerweise zwischen $40 und $200. Sie können ihr Kunstwerk dann auf einem NFT-Marktplatz, ähnlich wie bei eBay, zur Auktion oder Fixpreisen anbieten.

      CryptoPunks, ein Set von 10.000 einzigartigen NFTs, erstellt von Larva Labs im Jahr 2017, könnte für jeweils (!) mehr als 1 Millionen USD verkauft werden. Foto: larvalabs, CC BY-SA 4.0 , via Wikimedia Commons

      So können aber nicht nur Bilder oder digitale Animationen mit einem NFT versehen und zum Verkauf angeboten werden, sondern auch völlig andere Bereiche wie beispielsweise Musik.. Die bekannte Rockband “Kings of Leon” hat erst kürzlich ein Album (parallel zum Streaming über die geläufigen Anbieter) auch als Non-fungible Token verkauft.

      In unserem Artikel “NFT-Basics” sind wir noch näher auf die Funktionsweise der Non-fungible Tokens, unabhängig der Verwendungsweise, eingegangen.

      Ist das (digitale) Kunst oder kann das Weg?

      Natürlich wird nicht jedes Kunstwerk, welches mit einem NFT versehen wurde, zu atemberaubenden Preisen versteigert. Trotzdem ist es interessant zu sehen, welche Dynamik in diesen neuen Markt gekommen ist und welche beeindruckende Menge an Transaktionen mittlerweile abgewickelt wird. 

      So werden auf OpenSea regelmäßig Kunstwerke verkauft, die von einer künstlichen Intelligenz erstellt wurden. Sehr spannendes Konzept und manche Bilder gelten hier sicherlich auch als “schön anzusehen” – ob es sich hier aber tatsächlich um Kunst im engeren Sinne handelt, liegt wie so oft im Auge des Betrachters.

      Im Vergleich zu klassischen Angeboten von Kunst über Galerien (online oder offline) ist es hier tatsächlich fraglich, was da manchmal über die Ladentheke geht. Es scheint so, als würden viele auf den Zug aufspringen wollen, um kurzfristig Profit zu machen. Und das hat im ersten Schritt nicht viel mit Kunst zu tun. 

      Ebenso gibt es aber mindestens genau so viele talentierte Digitalkünstler oder klassische Künstler die nun endlich die Möglichkeit haben Ihre Werke einer breiten Masse an Käufern zugänglich zu machen ohne darauf warten zu müssen entdeckt zu werden.

      Es bleibt also abzuwarten, wie sich der Gesamtmarkt weiterentwickelt und es benötigt ebenso Fingerspitzengefühl das nächste Beeple-Kunstwerk frühzeitig zu ergattern. Wir glauben aber, dass sich mit der Zeit die Teilnehmer mit nur kurzfristigem Gewinn-Gedanken zurückziehen werden und die begabten Künstler die Bühne für sich beanspruchen können.

      Wie und wo kaufe bzw. verkaufe ich denn nun ein NFT?

      Es gibt eine Vielzahl von Marktplätzen, auf denen du NFTs kaufen und verkaufen kannst: Nifty Gateway, MakersPlace, SuperRare, OpenSea, Decentraland und Rarible sind nur einige von vielen. 

      YellowHeart, die Plattform, auf der Kings of Leon ihre verschiedenen Album-NFTs veröffentlichte, ist eine musikzentrierte Plattform, die die Authentizität von Konzertkarten sicherstellt und das Scalping mithilfe von Blockchain verhindern soll. 

      Einige sagen, es sei die Zukunft des Konzertbesuchs und könnten den Künstlern mehr Macht zurückgeben. 

      Bist du ein Künstler oder Content-Creator, der versucht, mit seiner Arbeit etwas Knete zu verdienen (oder möglicherweise mehrere Millionen Dollar), welche andernfalls nicht so einfach zu Geld zu machen wäre?

      Angenommen, du hast irgendein Gekritzel, einen Comic, oder so etwas wie Nyan Cat, die animierte Katze mit einem Pop-Tart-Körper und einer Regenbogenspur, die gerade als NFT für etwa 580.000 US-Dollar verkauft wurde, dann kannst du deine Werke zu einem NFT machen.

      Der Prozess ist von Marktplatz zu Marktplatz unterschiedlich und einige erheben eine Gebühr zur Deckung der für die Transaktion auf Plattformen wie Ethereum erforderlichen Transaktionkosten (“Gas-fees”). 

      Du kannst aber ganz einfach auf Plattformen wie Nifty Gateway beginnen und dich dort bewerben um ein Projekt zu erstellen, welches du als NFT dann verkaufen möchtest.

      Hype oder Here to stay: Fazit zur (digitalen) Kunst als NFT

      Mit NFTs – digitalen Token, die an Vermögenswerte gebunden sind, die gekauft, verkauft und gehandelt werden können – können Künstler leichter als je zuvor von ihrer Arbeit profitieren.

      Laut Market Tracker NonFungible.com haben Sammler und Spekulanten von NFTs allein im vergangenen Monat mehr als 200 Millionen US-Dollar für eine Reihe von NFT-basierten Kunstwerken, Memes und GIFs ausgegeben, verglichen mit 250 Millionen US-Dollar im ganzen letzten Jahr.

      Und das war sogar, bevor der Digitalkünstler “Beeple” am 11. März im berühmten Auktionshaus Christie’s seine Collage “Everydays – The First 5000 Days” für schwindelerregende 69 Millionen US-Dollar verkaufte.

      Künstler aller Art – Autoren, Musiker, Filmemacher – stellen sich eine Zukunft vor, in der NFTs sowohl ihren kreativen Prozess (neue Anreize und Möglichkeiten digitale Kunst zu erstellen) als auch die Wertschätzung der Kunst durch die Welt verändern, da es nun möglich ist, digitale Kunst zum ersten Mal wirklich zu „besitzen“ und zu verkaufen.

      Daher verwundert es nicht, dass namhafte Venture Capital Firmen Unmengen an Geld in Firmen wie DapperLaps (NBA Top Shot), Sorare (Fantasy Football) oder OpenSea pumpen – welche mit Sicherheit nicht an einer kurzfristigen Spekulation interessiert sind.

      Und da das Medium die Aufmerksamkeit des Mainstreams auf sich zieht, folgen immer mehr traditionelle Hüter der Kunstwelt Christie’s Vorstoß in die Welt der Non-Fungible Tokens. Sotheby’s und Phillips veranstalten diesen Monat beide NFT-Verkäufe (mit Geboten für den ersten Verkauf von Sotheby’s von jetzt schon mehr als 10 Millionen US-Dollar).

      Wie in anderen Bereichen der Krypto-Welt gibt es auch hier Phasen, die maßgeblich von Spekulation und kurzfristiger Bereicherung getrieben sind. Wir glauben aber, dass die Technologie hinter den NFTs die Kunstwelt zukünftig sehr bereichern wird. Sei es um Auktionen in Pandemiezeiten auch digital durchführen zu können, ohne einen aufwendigen Transport von Kunstwerken vornehmen zu müssen oder aber die schier unendlichen Möglichkeiten für Künstler jeglicher Art die sich hierdurch eröffnen. Und sind wir doch mal ehrlich: Wir sitzen den ganzen Tag sowieso vor unseren Bildschirmen, ob auf der Arbeit am PC/Laptop oder danach am Smartphone. Gehen wir dann mal in ein richtiges Museum um uns Kunst anzusehen, hat kaum noch wer die nötige Aufmerksamkeitsspanne, sich das ganze in Ruhe anzusehen. Jüngere Generationen, die mit dem Smartphone aufwachsen, werden Ausstellungen vermutlich zukünftig als “lame” oder prähistorisch bezeichnen. Somit ist es in unseren Augen nur natürlich, wenn sich Kunst auch auf unsere digitale Welt verschiebt – dadurch wird diese ja nicht weniger schön und gleichzeitig einfacher zugänglich.

      Wenn sogar die alten Hasen der Kunstwelt nun auf den Zug aufspringen, ist an dem ganzen Hype vielleicht doch etwas dran und wir können bald die Mona Lisa nicht mehr im Louvre sondern auf der Blockchain besuchen und bestaunen…

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